Entscheidungen gehören nicht nur zum Leben wie Atmen und Schlafen, sondern prägen häufig auch unsere Vorlieben – laut einer neuen Studie sogar noch Jahre später.

Mehr als 50 Jahre ist es nun her, dass der US-Psychologe Leon Festinger die Theorie der kognitiven Dissonanz postulierte – doch seine wissenschaftlichen Nachfahren diskutieren die Erkenntnis noch heute.

Hinter der Dissonanz verbirgt sich ein unangenehmes Gefühl, das immer dann auftritt, wenn in unserem Kopf verschiedene Absichten, Wünsche oder Gedanken aufeinanderprallen. Und dieses Gefühl wollen wir so schnell wie möglich los werden.

Ein simples Beispiel: Angenommen, wir müssen zwischen zwei Alternativen wählen, sagen wir Urlaub am Strand oder in den Bergen. Nehmen wir weiter an, wir entscheiden uns für den Strand. Nun wäre es sinnlos, sich weiter mit dem Urlaub in den Bergen zu beschäftigen – selbst wenn der vielleicht auch schön wäre. Doch wir haben uns nun mal für den Strand entschieden. Und dadurch schätzen wir den nun höher ein als die Berge – obwohl es dafür objektiv keinen Grund gibt. Die Entscheidung hat unsere Vorlieben geprägt.

Diese Erkenntnis gilt längst nicht nur für Reisepläne, sondern in vielen verschiedenen Bereichen. Immer wenn wir eine Wahl treffen, sei sie beruflicher oder privater Natur, finden wir diese Wahl hinterher umso besser und die abgelehnte Alternative weniger reizvoll. Einfach deshalb, weil wir der Dissonanz aus dem Weg gehen wollen – und uns deshalb sogar Fehler schönreden.

Mehr noch: Diese Entscheidungen wirken sich sogar noch Jahre später aus. So lautet zumindest das Fazit einer neuen Studie der britischen Neurowissenschaftlerin Tali Sharot vom University College in London.

Das Experiment verlief in drei Schritten. Zunächst sollten 39 Probanden im Alter zwischen 19 und 35 eine Liste mit 80 Reisezielen nach ihrer Attraktivität bewerten. Nun durfte die eine Hälfte der Freiwilligen sich zwischen zwei Urlaubsalternativen entscheiden. Der anderen Hälfte wurde diese Entscheidung von einem Computer abgenommen. Zuletzt sollten beide Gruppen die Ziele wieder nach ihrer Attraktivität bewerten.

Wenig überraschend: Wer die Ziele selbst hatte auswählen dürfen, bewertete just diese nun höher als vorher – ein typisches Beispiel für die Wirkung kognitiver Dissonanz. Das eigentlich Erstaunliche beobachtete Sharot drei Jahre später.

Da kontaktierte sie die Teilnehmer erneut und fragte wieder nach ihren Reisepräferenzen. Und siehe da: Die Wahl für das eine und gegen das andere Urlaubsziel wirkte immer noch nach. Wer sich aus freien Stücken für ein Land entschieden hatte, fand es jetzt immer noch reizvoller.

Offenbar wirken sich Entscheidungen also nicht nur unmittelbar danach auf unsere Vorlieben aus – sondern prägen uns auch noch Jahre später.

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